
Übersterblichkeit (James Bond ist tot!)
„Ich bin mein Himmel und meine Hölle.“
Die Räuber IV, 5 / Moor, S. 171
Ist es so,-
je älter man wird,
um so mehr Tote
als Lebende kennt man?
–
Aus welchem Truffaut-Film
ich diesen Gedanken
wohl habe?
–
Bin ich zu sensibel
geworden,
für das Leid der anderen
oder sterben in
den letzten Jahren mehr
Menschen als sonst?
–
Haben sich die Medien
geändert oder haben
mich früher die Tode
der VIPs nicht interessiert?
–
Ändere ich mich,
oder ändert sich die Welt
oder ändern wir uns beide
oder erlieg ich nur
einer Illusion der digitalen
Blase, die mir eine
Matrix vorgaukelt, wie im Film?
–
Die Welt besteht im Werden
und im Vergehen,
und jedes der drei Alter
erlebt das wohl anders.
Wie tiefgründig viele
Maler doch waren
und der Tod in Venedig
ist tatsächlich erbarmunglos
langweilig:
–
Wer wird dem größten Dichter
der Neuzeit Pädophilie unterstellen?
Wer wird Moby Dick mit Ahab verwechseln?
Wer kennt Gott nicht besser,
als der Bruder des Vaters,
etwa sein Sohn?
–
Der Streit der Generationen
geht weiter und raubt
uns den Verstand,
nicht nur, wenn es schillert!
–
So fühlt sich das also
an, wenn uns
die Genetik auffrisst;
nicht schlecht, Herr Specht!
