
Wahrscheinlich sind alle Schriftsteller irgendwie verrückt, aber wenn sie was taugen, dann sind sie, glaube ich, auch ganz schrecklich ehrlich. Raymond Chandler
Mord unter Farmern
Wir hatten Evangelines Odysse
durch den Mittelwesten hinter uns:
Chicago, Indianapolis,
Columbus, Detroit, Milwaukee, Kansas City,
St. louis, Minnapolis, Saint Paul.
Cleveland, Toledo, Cincinnati.
Wichita und jetzt waren wir Omaha
und standen vor Lincoln:
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Evangelines Reiseroute
folgte keiner Logik und keinem
Zeitplan. Wir kreuzten Umwege, machten Bögen,
fuhren im Kreis, meist Flüssen folgend
und waren völlig ineffzient, was Benzin anging.
–
Sie sagte immer, wenn ich
die Rechnung beglich: „Wir folgen den Menschen,
den Pionieren und Glückssuchern!“
Und ehrlich gesagt, ich sah so unendlich
viel und hatte noch nie so einen Spass!
–
Aber hier, vor Lincoln, habe ich
sichtlich einen Durchhänger!
„Was wollen wir hier nur?“
„Wir müssen hier die 80 nehmen. Ich
will nach Ogallala,- da lebt meine Mutter!“
–
In der ganzen Zeit unserer „lustvollen Partie“
hatte ich keinen einzigen Gedanken
daran verschwendet, dass diese prachtvolle
muskulöse Bildhauerin neben mir Famile hätte!
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-„Und, hast Du Geschwister?“
-„Ja, aber die leben da nicht!
Mein Sohn lebt da bei
seiner Großmutter.“
Ich schlucke und da hör‘ ich mich schon sagen:
„Auf nach Ogallala!“
_
Sie lacht kokett! „Typisch Deutsch! War nur Spass!
Ich will am Lake
Conaughy mit dir ein paar Tage vögeln!
Und denk dran, hier gibt es immer noch
die Todestrafe, also tu mir nicht weh!“
_
Und mit diesem Satz schiebt
sie Dean Martin in den Recorder:
Welcome to My World!
Als ich das höre, ahne ich,
dass mir noch eine ganz andere Odysse
bevorsteht!