
Kleiner runder Hügel
In Erinnerung an Friedrich Wilhelm von Steuben (1730-1794)
„Dann sind Sie also frei?“ fragte sie. „Ja frei bin ich“, sagte Karl und nichts schien ihm wertloser. Sie fuhren zwei Tage und zwei Nächte. Jetzt erst begriff Karl die Größe Amerikas. Franz Kafka
5747 Menschen fielen gleich hier.
27238 Menschen wurden verwundet.
Auf der Einfahrt Arendtsville
nach Gettysburg
gabele ich die Kleine auf
und vernasche sie mit den Augen.
_
Sie erzählt mir, dass sie Oboe
spielt und eine streng gläubige
Lutheranerin ist. Das
schreckt nun wirklich ab
und tötet jede Lust!
–
Ich frag’, warum
sie trampt? Sie habe keine Angst,
besonders, wenn der Fahrer
Deutscher ist. Alle ihre Vorfahren
kämen aus Deutschland.
_
Sie will wissen, was ich mache?
Ich sag’ ihr, dass ich ein Poet bin
und über den Bürgerkrieg schreibe.
Plötzlich zitiert sie die Gettysburg-Adress.
Ich bin beeindruckt.
_
Warum ich mich denn für den Krieg interessiere?
Ich sage, weil die Hälfte der Gefallenen
Deutsche und Iren waren. Auch hier in Gettysburg.
_
Nein, sagt sie, sie waren Amerikaner!
Ja, sag’ ich, so muß es gewesen sein,
sonst hätten sie schon in ihren Herkunftsländern
zu den Waffen gegriffen. Sie ist verblüfft.
_
Ich hätte sie gerne gevögelt. Aber mit
Luther im Kopf???
Sie hatte doch so
etwas frisches, naives, unverbrauchtes,
dass der Teufel in mir besonders mag,
aber ich ließ ihren kleinen runden Hügel brach
–
und brachte sie brav vor das Tor des Kirchenkollegiums.
Als sie aussteigt, streichelt sie meinen Hund:
“Ist das Deiner? Nee, der kommt aus Schottland!”
General Hood möge mir verzeihen.

Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation, in Freiheit gezeugt und dem Grundsatz geweiht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind.
Nun stehen wir in einem großen Bürgerkrieg, der eine Probe dafür ist, ob diese oder jede andere so gezeugte und solchen Grundsätzen geweihte Nation dauerhaft Bestand haben kann. Wir haben uns auf einem großen Schlachtfeld dieses Krieges versammelt. Wir sind gekommen, um einen Teil dieses Feldes jenen als letzte Ruhestätte zu weihen, die hier ihr Leben gaben, damit diese Nation leben möge. Es ist nur recht und billig, dass wir dies tun.
Doch in einem höheren Sinne können wir diesen Boden nicht weihen, können wir ihn nicht segnen, können wir ihn nicht heiligen. Die tapferen Männer, Lebende wie Tote, die hier kämpften, haben ihn weit mehr geweiht, als dass unsere schwachen Kräfte dem etwas hinzufügen oder etwas davon wegnehmen könnten. Die Welt wird wenig Notiz davon nehmen, noch sich lange an das erinnern, was wir hier sagen, aber sie kann niemals vergessen, was jene hier taten. Es ist vielmehr an uns, den Lebenden, das unvollendete Werk weiterzuführen, das diejenigen, die hier kämpften, so weit und so edelmütig vorangebracht haben. Es ist vielmehr an uns, der großen Aufgabe geweiht zu werden, die noch vor uns liegt – auf dass uns die edlen Toten mit wachsender Hingabe erfüllen für die Sache, der sie das höchste Maß an Hingabe erwiesen haben – auf dass wir hier feierlich beschließen, dass diese Toten nicht vergebens gestorben sein sollen – auf dass diese Nation, unter Gott, eine Wiedergeburt der Freiheit erleben soll – und auf dass die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk, nicht von der Erde verschwinden möge.“