
„Es gibt ein sehr probates Mittel, / die Zeit zu halten am Schlawittel: / Man nimmt die Taschenuhr zur Hand / und folgt dem Zeiger unverwandt.“ – Christian Morgenstern
Das letzte Ufer
Es gibt keine Erlösung.
So lange wir an Rettung
glauben, wird es sie
nicht geben.
Samsara hat uns
am Schlafittchen
und hält uns fest
bis zum Rest des
letzten Atemzuges.
Wir sind gebrandtmarkt
und dennoch verwildert.
Wir gehören jemandem,
nur uns selber nicht.
Wir pilgerten die
Via Appia entlang
in eiseren Halsmanschetten.
Auch wir gingen die
Via Dolorosa hinauf
zur Schädelstätte und legten
uns aufs Kreuz.
Kein Gott und sein Sohn
und sein Prophet und seine
Stammväter hat uns je die
Last des Leides genommen,
im Dienste der Verwalter
und Hirten zu stehen, die
immer nur das Beste für
uns wollen.
Wir Schafe, wir Herde der
Arglosen, blöken den
vollen Mond an, in der
Nacht, wenn die Werwölfe
kommen, um mit uns
Katz und Maus zu spielen.
Wie erbärmlich ist der
Stand der Dinge,
der nicht dem Stand
der Sonne entspricht.
Schenkt man uns Licht,
gehen wir in den SCHATTEN,
spendet man uns Freiheit,
frieren wir.