PO CHÜ-I, aus dem Jahr 832 n. Chr.
LOB DER KAHLHEIT
Am Morgen hab ich geseufzt, wenn ich sah, wie die Haare ausfielen, / Am
Abend hab ich geseufzt, wenn ich sah, wie die Haare ausfielen, / Und
gefürchtet hab ich die Zeit, wo das letzte Büschel geschwunden – / Jetzt
sind sie alle dahin – und um keines ist es mir leid! / Vorbei ist das
lästige Waschen und Trocknen, / Und der leidige Kamm ist beiseite getan.
/ Aber das Schönste ist, wenn in der Hitze und Schwüle / Kein Knoten den
Kopf mehr beschwert! / Abgelegt sind meiner Hüllen umständliche
Garnituren, / Ledig bleib ich vom Staube der törichten Quastenfrisuren.
– / In einem silbernen Töpfchen steht kühlender Balsam bereit, / Auf
meinen kahlen Kopf laß ich ihn löffelweis tropfen, / Als würd ich nach
Buddhas Vorschrift mit Wasser geweiht! / Die säubernde Wohltat genieße
ich voller Behagen, / Den Priester endlich begreifend, der Ruhe begehrt
/ Und das Herz sich befreit – indem er zuerst seine Haare abschert!
Schönheit oder Framen
Sie begehrte die Beliebtheit,
der blaue Engel.
Männer wie Frauen sollten
sie umschwirren, wie Bienen
den Bienenkorb in Sommerglut.
Die Schönen sind geliebt
und gemocht. Nur die im
Schatten sieht man nicht.
Der einfältige, dümmliche
Philosoph, der nach den
wohlgeformten Titten grabschte,
fasste nur in sein eigenes Grab.
Alte Männer,
die es nicht verkraften,
dass junge sie anpissen
und mit den Weibern schlafen,
die sie gerne gehabt hätten.
Das ewige Rad der Eifersucht
ist die Trauer,
nicht der Mittelpunkt zu sein.
Verdiene Dir den Respekt,
und lass Dich stechen,
bis du Beowulf wirst.
Und die Weiber framen
und framen, wie Efeu,
der an Anwuchszäunen
hochrankt,ohne zu begreifen,
dass ihr „Nestbau“, an Gittern
entlang, der goldene Käfig
der Lysistrata ist.