Schnitter Grendel
Grausam?
Du,…nicht grausamer
als sonst!
Sie fraßen schon immer
unsere Kinder,
nur leiser heut´,
was sonst.
Sie fraßen sie
in Kriegen.
Sie fraßen sie
in unseren Wiegen
und sonst…
wo noch,
glaub´es doch,
das war schon
immer so.
Nicht nur in Babylon
oder im alten Rom,
nein, hier vor deiner Tür,
glaub´es mir.
Sie fraßen auch
die Kinder anderer,
als Händler und Wanderer,
verschifft in Tonnen
zu Kolonnen und in
Ketten, um auf sie
zu wetten.
Sie fraßen alle Kinder,
nicht nur im
Winter,
nicht nur der
Inder!
Sie fraßen weiß und schwarz,
rot und gelb,
blond und braun,
im Haus, im Keller,
hinterm Zaun.
Drum glaub´mir,
es gibt sie immer noch.
Sie hausen dort
im schwarzen Loch
und bohren ungeschoren
weiter mit ihren Blicken.
Sie werden unsere Kinder
und Kindeskinder ersticken,
wie damals
in den Gräben, um
sich an ihnen zu laben,
wie an Honigwaben,
der Bärenwolf vorm
Winterschlaf
es tut.
Sie sind die Schnitter,
die Säuglingsritter,
die wenn die Mütter wegschau´n,
die Kindlein wegklau´n.
Sie sinds noch immer,
in unserem Kinderzimmer,-
nur keiner singt den Kleinen
Wiegenlieder, weil sie weinen,
sonst!

Grendel
Fiktion?
Realität?