
„Ein Künstler, der wirklich etwas kann, fragt nicht danach, wie beeindruckt sein Publikum sein wird, er macht einfach seine Sache. Das ist beim wissenschaftlichen Experimentieren ebenso: Ein Wissenschaftler, der Meister seines Fachs ist, zögert nicht; er dringt immer weiter in die Tiefe der Wirklichkeit vor, der Dinge, wie sie sind.“ Chögyam Trungpa
Misfits at Joshua-Tree
Die Steine sind Tote,
die zu mir sprechen.
Sie sprechen basaltisch
und sedimentisch.
Rauer Sand auf meiner
Zunge: Umzüge der
Flußnomaden vom Sommer-
ins Winterlager.
Evangelina reicht mir Mescalflasche
mit ausgestrecktem Arm.
In Reno waren wir aufgefallen
und selbst in Las Vegas hielt
man uns für Durchgeknallte.
An jeder Straßenecke Erwachte,
die Dich zu Jesus oder Buddha
bringen wollen. Vollgepacktes Zeugs!
Irgendetwas an uns scheint total
unamerikanisch und intolerabel zu sein.
„Sollen wir zum Burning Man?“-
„Nee, dann müssen wir zurück
nach Reno!“ Sie schüttelt ihren
Kopf angeekelt. Ich kenne sie
gar nicht so. Sonst ist sie für
jede Schandtat zu haben.
Sie spielt mit ihrem Hopi-Püppchen.
Ich geh‘ zum Diner über die Straße
und kauf‘ gefüllte Tacco-Shells.
„Bist Du nun zufrieden?“-
„Geht so, schon mal ein Anfang!“
Während wir die Taccos verdrücken,
betrachten wir einen
ausgemergelten gelben Strassenköter,
wie er die Mülltonnen des
Rastplatzes abklappert.
„Dem gehts wie uns!“, sagt sie:
„Nirgendwo zuhause. Keine
Bleibe. Keinen, der sich um ihn
kümmert!“
Ich möchte vor Lachen
rausplatzen aber verkneif‘
es mir. „Willst Du nicht
Dein Prozac nehmen?“
Sie winkt ab. Ihr
Selbsmitleid hat manchmal
Lichtblicke
von Cutter-Schnipseln.
Nach einem kleinen
Schläfchen entscheiden
wir uns für den Lake Mead.
Dieser penetrante
Ockerton reizt
die Augen, auch ohne
zu stauben.
Bevor wir losfahren,
entledige ich mich
des Tex-Mex-Mülls
im Eimer vor
dem Krüppel
von einem Joshua-Tree.

No Imagine