
Bilder und Berge
„Esperanto. Das Gefühl des Ekels, wenn wir ein erfundenes Wort mit erfundenen Ableitungssilben aussprechen. Das Wort ist kalt, hat keine Assoziationen und spielt doch ‚Sprache‘. Ein bloß geschriebenes Zeichen würde uns nicht so anekeln.“ – (1946), Vermischte Bemerkungen – Eine Auswahl aus dem Nachlaß, Georg Henrik von Wright (Hrsg.), Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1978. S. 103
Canto del evacuazione (Untergang der Wilhelm Gustloff)
So schäumt die Welle auf,
vermeldet nahes Gestade.
Kiel spaltet Leiber auf,
klappt die Krone zu Grabe.
Es riecht rauchiges Jod,
warmer Geschmack von Salz.
Doch kühl ist der Wassertod,
ohne Stimme, ohne Hals.
Mit der Woge wiegen Torsi,
ob Fisch, ob Mann, ob Maus!
Dem Atem entraubt: Hör‘ sie!
Sinn verstaubt: Da ist kein Aus!
Canto del alba
Über das Eis der
Unwisseheit
segelt die Bildungshure
antiautoritär in Richtung
Süden.
Am Nordpol gibt es immer
nur zwei Richtungen:
Im Kreis ist eine.
Sie haben unsere Kinder
enthauptet. Kaugummis
unterrichten frontal
Einheitskompetenz.
Wo seid Ihr, Einhörner
des Eismeeres?
Speiseeis, Speiseeis, Speiseeis
Alles, was sie singen,
ist bleich, weiß, tabula rasa
bis zum Ende;
ein frierender Eisbär am Nordkap.
Wo werden sie sich finden,
diese schneeblinden Schneehühner?
Sie werden meinen,
was alle meinen;
Pax stultitia:
Bildung (Information)
Erkenntnis (Kompetenz)
MEINUNG (Identifikation)
Drei für eines,
Rabatte für Blutwürger
und Schlangenbeschwörer.