
Das Leben verfolgt uns wie unser eigener Schatten. Nur wenn alles Schatten ist, ist kein Schatten. Das Leben verfolgt uns nur dann nicht, wenn wir uns ihm ausliefern.
Fernando Pessoa
Lyrik, Gott, Tod, Nadelkissen
für eine Sabinerin und Andrade
Sprachmaler! Weidentäschler! –
schimpften wir, die Kinder,
wenn Du die Stiegen hinauf
in die Favela wähltest.
Bebrillt, glatzköpfig, hager –
ein Asket im grauen Anzug.
Du lachtest immer zurück,
tuberkulös die Zähne entblöst.
Held meiner Kindheit,
alter Mann, Du! Geboren
im Land der Minen und Schürfer,
ich seh Dich immer noch die Stufen
schleppend nehmen. Still, wie ein
Mönch beim Büßergang. Ich wußte
ja nicht, wer Du warst. Ich verlachte Dich.
Es war Sonntag,
da die Glocken klangen.
Wir spielten in den langen
Schatten, morgensonnefrei,
als Du um die Ecke bogst und wir
Dich mit Spott bedachten.
Alle anderen liefen weg,
nur ich, ich wollte wissen,
wer Du bist. Du lachtest, lachtest, lachtest.
Wie die Sonne und ich, im Schatten!