
“Don’t moralize at me! I have no love For images, old gods, prophetic words. I want to talk to Utnapishtim! Tell me how.” ― Herbert Mason, The Epic of Gilgamesh
Prolog:
Noch am Anfang fing es sich was ein
Wir stocken, seit wir Lehm bekritzeln.
Unsere Ahnen waren Riesen, die sich
blutig schlugen und den Wein schaumig.
Noch webt die Spinne ihr trügerisches Rad
über den Spatenrand am Schachtungsfeld;
Wir betteln um Zeit, und dass es nicht regnen möge.
Die Drainagerohre rollen über die Böschung:
Noch fallen im expandierenden Universum
der Grabung unsere Motive durch die Maschen
im Rosenrost der Stacheldrahtreste.
Die tauben Hände des schürfenden Schreibers
legen die Schaufel zur Seite. Überall
diese Keile im Körper wunder, feuchter
Tafeln; mich schreckt kein Wort mehr, Enkidu!
Wie Krähen kreischen die Erinnerungen an Granaten,
klappende, tappende, wühlende Bilder, gebrannt
ins Gebein der Schützengräben, aus Lehm
und Ton, gebährend den neuen Golem.
Ich sehe noch die gelben, die grünen, die
weissen Kreuze; Nebel sind nicht schrill und
pfeiffen nicht. Sie fauchen nicht wie ein Panther,
der müd´geworden. Kein Schwirren und Surren.
Nur Geruch. Das Letzte,was Du wahrnimmst, ist
Röcheln und Husten. Das Gehör stirbt am Ende.
Hier lautet nichts mehr an, weder splitternd,
klatschend, knirschend und knarrend; über
geborstene Schädel tritt der Stiefel, weil er
gehen muß. Es jandelt mich kein Jammer an,
kein stumpfes Stampfen in den Lehm, das Köpfe
senkt, rührt mich noch. Der Stiefel ist der Griffel
der Zeit: Hör nur, wie sie Calligula rufen, hör!
Ausgebrannt, zu Asche,- der letzte Stern eines
Knopfes graut der Antiquität entgegen, dem Archäologen
zur Freude. Starr, blauer Himmel über gelber Ödnis,
leer, die blöden Blicke entkernter Augenhöhlen.
Mein Freund Gilgamesh, ruf mal Trakel an!
Er soll expressionistisch vorbeischauen
und mir einen neuen Griffel hobeln, für
meine schuldigen Hände, die schamlos Geschichte graben.
Epilog:
August Stramm
Granaten
Das Wissen stockt
Nur Ahnen webt und trügt
Taube täubet schrecke Wunden
Klappen Tappen Wühlen Kreischen
Schrillen Pfeifen Fauchen Schwirren
Splittern Klatschen Knarren Knirschen
Stumpfen Stampfen
Der Himmel tapft
Die Sterne schlacken
Zeit entgraust
Sture weltet blöden Raum.