Odysseus und die Sirene
Sei tapfer junger Held;
das Verheissungsvolle
lockt auf die hohe See,
seine Gesänge ziehen
in die Tiefe: Sei tapfer!
Viele Versprechungen,
viele Nöte: Das ist kein
guter Grund, den Gesängen
zu folgen. Sei standhaft,
mein junger Recke, es wird
kein süßes Wasser deinen
Durst löschen, deine Lippen
kühlen. Standhaft bleiben!
Sie singt, nicht um Dich
zu retten, sie singt, um Dich
zu töten; Sie lebt von Deinem
Blut, deinen Hoffnungen,
Deinen Ängsten, sei klug!
Ihre Gesänge locken
verführerisch und verheissen
große Hilfe. Hast Du je von
der Hilfe der Sirenen gehört?
Klug sein, Junge, klug sein!
Der timotische Zorn
Im Anfang war das Wort Zorn,
Bruder Achilleus:
Menschsein heißt reichsein.
Du bist in der Welt,
Du bist Mitbesitzer des Kosmos,
wenn auch Trojas Tore
noch geschlossen sind:
Du wirst Sie öffnen!
Also, schenke, gebe hin!
Dein Leben, ja, Deine Kraft!
Sei des Tages Glanz,
sei der Nacht Gnade!
Töte die Feinde und lasse
Blutströme uns reinigen,
von Selbstgefälligkeit und
Genügsamkeit: Kämpfe!
Zünde die Feuer an und lasse
die Flammen unsere Toten
verzehren. Den Göttern ist nicht
nach Rache über den Tod hinaus.
Der Groll war gerechtfertigt,
als Aganemnon Dir das nahm,
was Dir zustand. Könige erkennen
nicht die Hoheit an, die im Gegner
ist und Zorn der Gerechtigkeit
folgt dem Hass auf dem Fuße!
Sklavinnen gehören
sich selber nicht und auch dem
Herren sind sie nicht Diener.
In jedem Weib die Sklavin ruft,
nach harter Hand, die die brüchige
Welt zusammenhält und gewährt,
was die Brut ernährt.
Der Eros ist gierig,
mein alter Kampfgenosse.
Das Numinose, Unausprechliche
zahlt nicht aus,
nach Heller und Pfennig.
Freiheit gibt es nicht auf Pump
und läßt sich nicht auf lange
Bank verschieben.
Das Leben quillt,
mein Bruder,
in Übung und Sieg;
der Timos ist beleidigt,
wie ein unwirscher Fisch
in Eisesflut: Wir gebären
Geschichte, von den Erniedrigten
und Beleidigten genährt: Weltgericht,
wir erwarten Dich!
So rollt bleidigte Gier
heran, wie eine Flut
von alten Rechnungen,
und wir verteilen Almosen,
anstatt das Schwert zu schleifen!
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