Eine Welt ohne Gott ist Fundamentalistenleid
Zwangen wir die Theorie unter die Kategorie,
oder wie teilte der alte Idealist die Welt ein,
so daß seine Theorien Sinn machten?
Nichts ensteht durch bloße Beobachtung!
Unser Weltbild blickt durch unsere
relativ unscharfen Relationspupillen.
Wenn wir mit dem Hirn sehen könnten,
wäre unsere Telemetrie auch nicht unmittelbarer.
Wir spielen mit Modellen und Konzepten
und verkaufen relative Hypothesen als
Wahrheiten. Warum sollte da Gottesglaube
oder Muschiritus oder Pansenanbetung
nicht genauso gleichberechtigt sein?
Gottesfürchtige Araber brachten uns die
ersten Astrolabia. Sie unterschieden
Naturerscheinungen von Gotteszeichen.
Sie brachten Mahlwerk und Algebra,
Anatomie und Geometrie in das
finstere Abendland, zu Ehren ihres
Gottes, nicht zum Wohle von Atheisten.
Und heute ist die Naturwissenschaft der
größte inhärente Aberglaube von allen:
So bezahlen wir jetzt, wie einst im alten
Alexandrien, die Rechnung:
Als die Hybris zu groß wurde,
stürmten die unterdrückten
Fundamentalisten die Bibliothek
und brannten sie nieder, um das Wissen
der Welt, das zu Hochmut verkam,
zu vernichten, weil es lästerlich,
einseitig und nicht ganzheitlich war.
Was die Aufklärer, in ihrer Aufklärung,
bis heute nicht verstehen
wollen, ist die Interdependenz, in der sie
selber stecken:
Sie selber provozieren mit ihrem
arroganten, besserwisserischen Aufklären
das Aufbegehren der Bilderstürmer.
Und wären sie aufgeklärte Aufklärer,
wüssten sie, daß sie nicht mehr so tun können,
als wäre nur der Aufbegehrende hermetisch
befangen! Wenn man die systemische
Dialektik der Wissenschaft an die
Wissenschaft selber anlegt,
wie die Skepsis an den Skeptizismus,
dann landet das Ideal der Wissenschaft,
wie alle Ideale,
auf dem Seziertisch des Pathologen!
Abgesehen davon, daß die individuelle Lernfähigkeit in unserer psychischen Entwicklung einen ausgesprochenen Späterwerb darstellt, ist sie auch lediglich als Spezialfall einer schon lange vorher von der Evolution genutzten Form des Informationsgewinns anzusehen. Denn alle biologische Anpassung ist, von allem Anfang an, identisch gewesen mit dem Gewinn von Erkenntnis über die Gesetzlichkeiten in der die Anpassung verlangenden Umwelt. Hoimar von Difurth