Der Poet des Todes
Er las die Bhagavad Gita im Original.
Er weinte stets an dieser Stelle:
Und Arjuna sank leiderfüllt
Auf seines Wagens Sitz zurück,
Der Bogen glitt ihm aus der Hand,
Und Gram umflorte seinen Blick.
Er las viel Henry James und erfreute sich an Rabelais.
Marx las er im Original im Zug und alles was er las,
war ihm zugetan, wie eine Offenbarung, diesem Genie,
diesem Künstler der Klarheit im Geiste, ein echter Linker.
Dann fand er den Weg zur Physik und mit derselben
Leichtigkeit durchflog er die Gleichungen und erkannte
das Potential, das ihm zum Feldherrn der Atome machte.
Er sprach mit den Mächtigen, wurde ein Mächtiger, ohne Ahnung.
Er baute sie, er lenkte den Bau, trieb ihn voran, er wollte ihn, wie
Michelangelo seinen David, wie Da Vinci seinen Flugapparat.
Er trieb die Intelligenzija zur Höchstleistung, bis sie 10 Pfund
Pluto-nium beisammen hatten. Und er gab allen Stationen wunderbare Namen,
so daß sie für sich selber sprachen, poetisch, wie Engelschöre:
Entsagung zwar und Tätigkeit,
Sie führen beide wohl zum Heil,
Doch wird vor dem Entsagenden
Dem Tätigen der Preis zuteil.
Er war nie ein Asket, nie ein Moralist, auch als am 6.August
ein Licht die Sonne verfinsterte und er sich schämte für das
Ausmaß seiner Ideen, las er weiter, immer weiter las er:
Dabei war alles schon geschehen und nichts ging auf, was noch
zu sagen wäre, als Entschuldigung, Rechtfertigung oder Erklärung:
Den Nutzen, den ein Brunnen hat,
Wenn rings ist überschwemmt das Land,
Nur solchen Nutzen hat die Schrift
Für den, der höchste Weisheit fand.