Wir fressen, um gefressen zu werden
Die Flure stinken nach gä(eh)rendem Blut,
der Vorplatz ist zum Warteraum geworden.
Jede halbe Stunde ein Schwerstverletzter.
Brüche müssen warten. Magengeschwüre,
Blinddarme und Bindehautentzündungen
rücken nach hinten.
Lethargische Mütter an Wände gelegt,
Durchfall und Erbrechen säumen
meinen Weg in den OP.
Wir sind dankbar, wir sind still,
wir ertragen das unerträgliche
Geräusch des Menschenbaggers
vor den Toren der Stadt:
patapat patapat brrrt brrrt.
Ich rieche schon lange nichts mehr.
Auch mein Geschmack lässt nach.
Ich zähle Messinghülsen aus den Taschen
der Toten. Ich zähle die Splitter
und Projektile in der Nierenschale.
Jeder Fund, den meine Greifschere fallen lässt,
singt metallisch: klicker, grimps, klicker grimps.
Und morgen werden dieselben Mütter mit ihren Kindern
wieder vor dem Hospital stehen und auf Hilfe warten,
und ich werde wieder an Ihnen vorbeigehen müssen,
weil die Bauchschüsse zuerst dran sind.
Und ich werde in die entzündeten, dehydrierten Augen
der Babys schauen und ihnen leise zuflüstern:
Zuerst sind die Soldaten dran, dann Du, mein Schatz.
(Frustrierend an der Modernen ist, immer von denen abhängig zu sein, denen man nichts-und die einem nichts bedeuten.)